Wenn ein Ausstellungsbesucher das Feld des «Venustransits» betritt, scheinen ihm die Glasflächen leer. Sein Blick wandert über das Weiss der Tische, findet darauf keinen Halt und ist versucht, sich wieder abzuwenden. Bis er sich an einem Schatten verfängt. Ein verhaltenes Wippen mit dem Oberkörper verrät eine unbestimmte Suche. Da hält er in der Bewegung plötzlich inne. Das ist der Moment, wo sich die Gesichtszüge verändern.
Erst im Schatten einer neugierigen Hand oder einer der aufgesetzten, beweglichen Sucher scheint die Hinterglastechnik auf und gibt liegende Akte preis. Diese bleiben an den Radius des Schattens gebunden.Sie verändern sie sich im Verlauf eines Tages stetig: während seitlich einfallendes Morgenlicht die abgebildeten Körper zu einem Schattenrelief wandelt, lässt sie der Nachmittag flach in sich zusammenfallen.
Erst im Schatten einer neugierigen Hand oder einer der aufgesetzten, beweglichen Sucher scheint die Hinterglastechnik auf und gibt liegende Akte preis. Diese bleiben an den Radius des Schattens gebunden.Sie verändern sie sich im Verlauf eines Tages stetig: während seitlich einfallendes Morgenlicht die abgebildeten Körper zu einem Schattenrelief wandelt, lässt sie der Nachmittag flach in sich zusammenfallen.
Die im Dunkeln sieht man doch
Die Venus ist die römische Göttin der Schönheit, der Liebe und des erotischen Verlangens und der drittkleinste Planet des Sonnensystems, sichtbar als Morgen- oder Abendstern, so hell wie der Mond. Allein der Name öffnet ein weites Feld an Assoziationen über ferne Hemisphären und Frauengestalten, gleichermaßen präsent und unnahbar. Lorenz Schmid stellt sie uns in „Venustransit“ zur Verfügung genauso real und genauso unwahrscheinlich wie ihr Mythos.
Er ist Künstler und Fotograf, der das fotografische Prinzip auf seine ganz eigene Art und Weise anwendet und benutzt. Wenn man so will, dann trifft auf ihn die heute kaum noch verwendete Bezeichnung des ‘Lichtbildners’ zu, denn in fast allen seinen Arbeiten und Installationen geht es um die Sichtbarmachung des Unsichtbaren.
Die Rauminstallation aus mehreren Tischen ist beim ersten Hinsehen so kühl und glatt wie das Aufeinandertreffen von Stahl und Glas nur sein kann. Dass sich unter dem Glas eine ganze Welt wie eine Symbiose aus Kunstgeschichte und Astronomie verbirgt, ist nur zu erkennen, wenn man sich ins Dunkle begibt. Auf weissem Leinen im weissem Schein zeichnen sich auf den Tischen Fotografien von liegenden, schlafenden Frauengestalten ab, die immer nur partiell sichtbar werden − im Schattenradius, den der Betrachter selbst werfen muss.
An das was er dann sieht, knüpfen sich Reflexionen über die Bildtradition der Venus, über Leinentücher in Kunst und Leben, Seziertische, erotische Vorstellungen, Verfügbarkeiten von Körpern und die Parallelität von eingeschränkter Sichtbarkeit und Planeten.
Schmid kehrt das Prinzip Licht und Fotografie um. Es ist ein Bildnis hinter Glas, das nicht im traditionellen Sinne durch Beleuchtung, sondern durch das Ausblenden seine ganze Strahlkraft und seinen Zauber immer individuell neu entfaltet − je nach Tageszeit und Betrachter.
Christiane Kuhlmann ist Kuratorin für Fotografie und Medienkunst. Sie lebt in Salzburg
Die Venus ist die römische Göttin der Schönheit, der Liebe und des erotischen Verlangens und der drittkleinste Planet des Sonnensystems, sichtbar als Morgen- oder Abendstern, so hell wie der Mond. Allein der Name öffnet ein weites Feld an Assoziationen über ferne Hemisphären und Frauengestalten, gleichermaßen präsent und unnahbar. Lorenz Schmid stellt sie uns in „Venustransit“ zur Verfügung genauso real und genauso unwahrscheinlich wie ihr Mythos.
Er ist Künstler und Fotograf, der das fotografische Prinzip auf seine ganz eigene Art und Weise anwendet und benutzt. Wenn man so will, dann trifft auf ihn die heute kaum noch verwendete Bezeichnung des ‘Lichtbildners’ zu, denn in fast allen seinen Arbeiten und Installationen geht es um die Sichtbarmachung des Unsichtbaren.
Die Rauminstallation aus mehreren Tischen ist beim ersten Hinsehen so kühl und glatt wie das Aufeinandertreffen von Stahl und Glas nur sein kann. Dass sich unter dem Glas eine ganze Welt wie eine Symbiose aus Kunstgeschichte und Astronomie verbirgt, ist nur zu erkennen, wenn man sich ins Dunkle begibt. Auf weissem Leinen im weissem Schein zeichnen sich auf den Tischen Fotografien von liegenden, schlafenden Frauengestalten ab, die immer nur partiell sichtbar werden − im Schattenradius, den der Betrachter selbst werfen muss.
An das was er dann sieht, knüpfen sich Reflexionen über die Bildtradition der Venus, über Leinentücher in Kunst und Leben, Seziertische, erotische Vorstellungen, Verfügbarkeiten von Körpern und die Parallelität von eingeschränkter Sichtbarkeit und Planeten.
Schmid kehrt das Prinzip Licht und Fotografie um. Es ist ein Bildnis hinter Glas, das nicht im traditionellen Sinne durch Beleuchtung, sondern durch das Ausblenden seine ganze Strahlkraft und seinen Zauber immer individuell neu entfaltet − je nach Tageszeit und Betrachter.
Christiane Kuhlmann ist Kuratorin für Fotografie und Medienkunst. Sie lebt in Salzburg